Unter Zwergen
Aus unserer Wendland-Reihe waren wir relativ kurzentschlossen rund um das wunderschön an Elbe und Jeetzel gelegene Hitzacker unterwegs. Das Städtchen zwischen Elbe und Jeetzel liegt am Rande des Naturparks Elbhöhen-Wendland im Drawehn – einem eiszeitlichen Höhenzug über der Elbe. Hier ist alles dabei: Ein wunderschönes Fachwerk-Altstädtchen, die ruhig fließende Elbe, die ansteigenden Steilwände hoch zu großartigen Panoramen über die Elblandschaften und im Hinterland die großen, alten Waldflächen der Göhrde. Und wer auf ein bisschen Grusel steht, der kann sich auf die Suche nach Spuren des WIFO Tanklagers nahe der Wolfsschlucht machen.
Anfahrt
Von Lüneburg: Vom Bahnhof die “Dahlenburger Landstraße” stadtauswärts bis B216 fahren (2,7km), danach die B216 bis Görde (38km), links abbiegen auf “Am Tierpark” auf die L255 und bis zum Parkplatz “An der Wolfsschlucht” fahren (6,9km).
Von Schwerin: Obotritenring und Ostorfer Ufer bis Ludwigsluster Chaussee nehmen, A14 und B191 bis Breeser Weg in Dannenberg (Elbe) nehmen, Breeser Weg bis zum Parkplatz “An der Wolfsschlucht” folgen.
Ausrüstung
Was man für einen kleineren Tageshike so alles braucht: Zwei Daypacks (Mammut, Tasmanian Tiger) für die Verpflegung (Vesper, etwas Gemüse, 4 Liter Wasser in je 2 Flaschen, etwas Kaffee), Trailrunner an den Füßen (Asics, Jack Wolfskin), leichte aber noch warme Funktionskleidung. Wir navigieren mit der App Topo GPS. Fotomaterial wird mit der GoPro10 und einem Samsung A71 aufgenommen.
Der Weg
Unsere Wanderung auf dem Klötzie-Stieg beginnt etwas außerhalb des malerischen Städtchen Hitzacker an der Elbe auf einem Parkplatz an der Wolfsschlucht. Von hier führen zwei Wege nach Hitzacker hinunter, linker Hand führt ein Weg durch ein Waldstück hinunter nach Hitzacker, rechter Hand geht es auf der Straße “An der Wolfsschlucht” direkt hinab. Wir werden für den eher langweiligen Weg auf dem Weg neben der Straße durch ein Wildgehege und neugierigen Rehen belohnt. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und verspricht einen perfekten Frühlingstag im Mai. Der Duft von frischem Gras und Wald begleitet uns von Beginn an.
Vorbei an den ersten Häusern von Hitzacker geht es durch den Kurpark hindurch zu den ersten Panoramen von Stadt, Jeetzel und dahinter die Elbe. Auf der linken Seite gehen wir am sagenumwobenen Weinberg der Stadt vorbei, deren Weine exklusiv Persönlichkeiten vorbehalten sind, die sich um die Stadt verdient gemacht haben. Wer dennoch ein Tröpfchen kosten möchte, kann mit dem “Zwergencuvee” einem dem Bouquet des Originalweins sehr nahekommenden Tropfen versuchen. Ab jetzt geht es bergab, wir begeben uns auf die Flusshöhe, denn um auf die Altstadtinsel zu gelangen, muss die Jeetzel auf einer der Brücken überquert werden. Wir laufen noch etwas am Ufer der Jeetzel an der Straße “Am Weinberg” entlang und queeren dann die Jeetzel am Darwehnertor und erreichen den Altstadtkern von Hitzacker.
Die Altstadt ist ein malerisches Juwel, das durch seine historische Architektur und idyllische Lage besticht. Sie ist geprägt von gut erhaltenen Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Diese historischen Gebäude mit ihren kunstvoll verzierten Fassaden und bunten Fachwerkstrukturen verleihen Hitzacker ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Besonders sehenswert sind die liebevoll restaurierten Giebelhäuser, die entlang der schmalen, kopfsteingepflasterten Gassen aufgereiht sind. Im Zentrum der Altstadt liegt der Marktplatz, ein lebendiger Treffpunkt mit Cafés, Restaurants und kleinen Geschäften. Hier steht das historische Rathaus, ein weiteres architektonisches Highlight, das durch seine Fachwerkbauweise und den kleinen Türmchen auffällt. Der Platz ist oft Veranstaltungsort für lokale Feste und Märkte, die zusätzlich zum besonderen Flair beitragen. Ein kurzer Spaziergang durch die Hauptstraße mit Blick auf die Elbe in der Ferne führt zum Sportboothafen. Von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Elbe und die vorbeiziehenden Schiffe. Die Atmosphäre in der Altstadt von Hitzacker ist ruhig und entspannt, ideal für einen gemütlichen Bummel. Die vielen kleinen Geschäfte, die lokale Handwerkskunst und Spezialitäten anbieten, laden zum Stöbern ein. In den Cafés und Restaurants kann man regionale Köstlichkeiten genießen, oft mit Blick auf die Elbe oder die historische Kulisse der Altstadt.
Wir verlassen die Altstadt über eine Betonhängebrücke und halten uns dann “Am Weinberg” rechts und folgen dem Flusslauf der Alten Jeetzel und wandern nun am Fuß des Weinbergs entlang, links der Berg mit seinen 99 Reben, rechts das Elbvorland mit der Alten Jeetzel und den Schwämmwiesen zwischen Jeetzel und Elbe. Ein grandioser Anblick.
Zwar könnte man den ganzen Weg von Hitzacker nach Thießau an der Alten Jeetzel entlanglaufen, allerdings versprechen die Höhenlagen, die sich hinter Hitzacker entlang der Jeetzel auftun, sehenswerte Panoramen über die das Elbvorland und dem weiten Land hinter der Elbe. Also zweigen wir an KM 4,3 links ab und beginnen mit dem mäßig mühsamen Anstieg hoch auf die Höhenzüge. Oben auf dem Höhenzug stellen wir erst einmal fest: Hier regiert der Wald. Buchen, Eichen und Kiefern dominieren hier das Bild, nur selten ist etwas von der einzigartigen Landschaft des Elbvorlandes zu sehen. Nur einige kleinere Fenster ermöglichen einen kleinen Blick auf die Schönheit der Natur. Immerhin stimmt das Rahmenprogramm am Wegesrand – der Wanderweg ist zugleich ein Waldlehrpfad, der auf an der Seite aufgestellten Schautafeln nett aufbereitete Informationen zur Flora und Fauna bietet.
Nach rund 7km unseres Weges entschließen wir uns eine Rast einzulegen – eingeladen hat uns ein endlich größeres Aussichtsfenster im Walddickicht mit einer grandiosen Aussicht auf die Elbe und den Landschaften davor und dahinter. Und weil es an dieser Stelle auch andere Menschen schön fanden, stellte man dort eine Bank hin. Beste Gelegenheit, die Vesperbüchsen zu öffnen und etwas heißen Kaffee zu genießen.
Nach der redlichen Pause verlassen wir die Höhen und der Weg führt uns hinab ins Elbvorland bei Thießau und Drethem. Da wir heute nicht den ganzen Klötzie-Stieg, sondern eine verkürzte Runde von rund 14,9km nehmen, drehen wir in Thießau und gehen nicht weiter nach Drethem, wo der Pfad normalerweise dann weit ins Hinterland in die Göhrder Wälder hineinführen würde. Wir bleiben jedoch elbnah und steigen hinter Thießau auf Forstwegen durch den Wald auf Walddüne hinauf, immerhin ein Anstieg von 37m auf rund 93m. Hält man sich hier links, findet man den kurzen Weg zur Walddüne, die sich über den Wald darunter erhebt und einen tollen Ausblick auf den Wald, aus dem wir kamen, bietet – dahinter fließt die Elbe majestätisch durch ihr Bett.
Der weitere Weg ist wenig ereignisreich, einzig die Tafeln am Wegesrand sind lehrreich, ansonsten bleibt ein Forstweg durch den Wald eben ein Forstweg durch den Wald. Am Ende schlängelt sich dieser Weg noch etwas durch die Wolfsschlucht, steigt dann wieder an und führt schlussendlich aus dem Wald an die Straße zurück, an der auf dem Parkplatz unsere Wanderung begann.
Mit hochgelegten Beinen auf einem nahen Holztisch mit Bänken auf dem Parkplatz, gönnen wir uns noch letzte Früchte, die wir in den Rucksäcken dabei hatten und lassen den Tag ausklingen. Von hier geht es wieder zurück ins Basiscamp in MV.
Galerie
Fazit
Die Wanderung auf dem Klötzie-Stieg bietet eine wunderbare Mischung aus Flusslandschaft, Waldidylle und wendländischer Kulturlandschaft. Sie ist ein echtes Highlight für Natur- und Wanderfreunde, besonders an einem so schönen Frühlingstag. Wir ärgern uns nur etwas darüber, Hitzacker nicht als Highlight ans Ende gesetzt zu haben, hier wäre ist es Zeit für eine Belohnung gewesen. Ein Besuch in einem der gemütlichen Cafés an der Uferpromenade hätte den Tag perfekt abgerundet.
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