Harz Revisited: Achtermann
Es ist mit Ablauf des Jahrs schon bald vier Jahre her, dass wir uns auf den Weg gemacht haben, den Harzer Hexenstieg in südlicher Route zu bewandern. Die Bilder im Nationalpark hatten uns damals geschockt: Tote, abgestorbene Wälder wohin das Auge blickte. Überall standen die nackten, grauen, in den Himmel ragenden Baumgerippe einstiger Riesen. Geopfert dem Borkenkäfer. Doch wie sieht es jetzt nach knapp drei Jahren aus? In Braunlage stationär eingebucht wagen wir vier exemplarische Touren durch den Nationalpark. Den Anfang macht die Tour entlang des Oderteichs auf den Achtermann mit immerhin stolzen 926m Höhe auf seiner felsigen Granitkuppe.
Die Tour
Die Anfahrt
Mit dem PKW: Vom Stadtzentrum Braunlage aus der B27 Richtung Bad Lauterberg folgen. Am Ortsausgang von Braunlage links auf die B4 Richtung Torfhaus und Bad Harzburg. Folge der B4 rund 4km. Auf der linken Seiten erreichst du nun das Ausflugslokal Königskrug. Der offizielle Parkplatz ist in der Straße, die direkt vor dem Gästeparkplatz des Ausflugslokal rechts abbiegt, zu finden. Route auf GoogleMaps
Mit dem ÖPNV/Hatix: Startpunkt ist der ZOB Braunlage. Von hier nimmst du die Linie 280 in Richtung Bad Harzburg. Nach rund 10 Minuten erreichst Du die Haltestelle Königskrug direkt an der B4. Die Einstiegsstelle in die Tour ist nur wenige Schritte entfernt.
Die Ausrüstung
Zwiebellook ist ein Muss – das Wetter zeigt sich mit 10° C recht mild für die Jahreszeit, aber auf den Bergkämmen ist es recht windig und wer beim Aufstieg ordentlich ins Schwitzen gerät, wird im Wind ordentlich auskühlen – daher lieber Dinge schnell an- und wieder ausziehen können. Bine in einer Wind/Regenjacke mit mehreren Lagen Merinowäsche darunter, ich mit Unterhemd, T-Shirt und einem Fleecepullover mit leichter Kapuze.
Zur Verpflegung haben wir eine Thermoskanne mit Kaffee dabei, sowie jeder ein große Trinkflasche mit Wasser – im Rucksack noch eine Notfallflasche Wasser – ferner jeweils ein Vesperbox mit Brötchen und Gemüseschnitzen. Für Eventualitäten haben wir uns eine kleine Rolle Toilettenpapier eingesteckt, sowie eine reissfeste Plastiktüte, um kein Papier und Müll in der Natur zurückzulassen.
Für Notfälle eingepackt: Eine kompakte Erste-Hilfe-Tasche, sowie ein Hobo-Kocher (mobiles Lagerfeuer) nebst kleiner Zugsäge und Outdoormesser, Zundermaterial (Wattepads) und Feuerzeug/Feuerstahl, ein Minihenkelmann aus Edelstahl zum Erhitzen von Flüssigkeiten.
Die Technik sorgt für allerhand Gewicht, wie immer: Mehrere Akkubänke, die mitgeführten Handys, die GoPro Actioncam mit all ihren Akkus, zwei Stirnlampen (falls es doch mal dunkel werden sollte).
Wir navigieren durch die Tour einmal mit eingepflegten GPS-Daten mit der Topo GPS Map, in der ich mir Wegpunkte mit Hinweisen und verschiedenen Farben erstellen kann. So erinnere ich mich später besser an bestimmte Dinge auf der Tour. Ferner navigiert uns Bine mittels der Polar-Uhr und der Komoot-Kopplung durch die Tour. Gleichzeitig trackt Bine die Tour mit (sie hat bessere Akkus in ihrem Smartphone, meins ist alt und schwach, eben ganz der Besitzer).
Der Weg
Start am Parkplatz Königskrug
Der Einstieg erfolgt am Parkplatz beim Gasthaus Königskrug an der B4 – idealer Startpunkt mit gutem Zugang. Frische Herbstluft, nasse Blätter und Nebel prägen die Szenerie. Der Königskruger Planweg schlängelt sich durch die Reste ehemaliger Fichtenwälder, viel mehr ist nicht mehr übrig, wenn man dem Königskruger Planweg auf dem Hochplateau (700m) folgt. Immerhin sieht man jedoch die jungen Fichten und vereinzelt auch Laubbäume, die sich ihren Weg durch das Dickkicht der zerstörten Waldflächen bahnen, es ist alles auf einem guten Weg.
Königskruger Planweg zum Oderteich
Der schmale Wanderweg führt nördlich am Plateau entlang zum historischen Oderteichdamm. Unten im Tal fließt die Oder aus dem Oderteich ab, auf der anderen Seite des Tales, dem Rehberger Graben, begleiten uns die Berggipfel des Rehbergs, des Kleinen und des Großen Sonnenberges. Am Ende des Königskruger Planweges geht der Pfad hinab an die Staudammmauer, über die beiden großen Ausfluten des Dammes. Nach Querung der Rehgrabens geht es hinauf zum Damm, über den die Bundesstraße führt und zu den alten technischen Einrichtungen das Dammes – die Hinweistafeln zu den Leistungen dieses Dammes der frühen Bergbauzeit lohnen sich.
Am Oderteich
Nach knapp 3 km erreicht man den Oderteich, einen historischen Bergbaustausee, der im Nebel wie ein stiller, geheimnisvoller See wirkt. Das Wasser liegt schwarz und ruhig, die Ufer sind mit Heidekraut und knorrigen Moorbirken gesäumt. Man folgt dem Oderteichweg entlang des rechten Ufers nach Norden. Zwischen den Bäumen blitzt immer wieder die Wasserfläche auf. Der Pfad ist teils wurzelig und rutschig, besonders bei Nässe – gutes Schuhwerk ist hier Pflicht. Über die Hochmoorflächen führen Holzstege am nahen Wasser entlang. Je länger wir dem Weg folgen, desto nebliger wird es, oftmals können wir nicht einmal mehr die andere Uferseite des Teiches sehen.
Abzweig nach Oderbrück
Am Nordende des Oderteiches biegt man nach rechts ab in Richtung Oderbrück. Der Weg führt zunächst durch lichte Waldstücke, dann wieder durch Flächen mit abgestorbenen Fichten und frischem Jungwuchs. Nebel und Nässe verstärken die besondere Stimmung: mal verschwinden die Wege fast im Grau, dann wieder öffnet sich ein Blick in die Weite der Hochfläche. In Oderbrück (kleine Siedlung mit Ausflugslokal und Rangerstation) bietet sich eine kurze Rast an. Hier geht es auch über die Oderfurt, eine kleine Querung über den alten, kaum noch Wasser führenden Lauf der Oder.
Aufstieg zum Achtermann
Von Oderbrück beginnt der Aufstieg zum Achtermann (925 m), einer der markanten Harzgipfel. Der Pfad zieht sich durch Fichtenwald, wird zunehmend steiniger und steiler. Im Nebel erscheint der Gipfelblock fast wie eine dunkle Festung. Am Fuss des eigentlichen Gipfels ist eine hölzerne Schutzhütte – weil bei unserer Ankunft der Regen etwas stärker wurde, haben wir in der Hütte Schutz gesucht und etwas gegessen und getrunken.
Es lohnt es sich, trotz möglicher Sichtnull, den Granitfelsen zu erklimmen. Bei klarer Sicht öffnet sich hier ein großartiger Panoramablick bis zum Brocken – an einem nebligen, nasskalten Herbsttag hingegen bleibt man in einer dichten Wolkenwand, was den Ort umso geheimnisvoller macht. Aber vorsicht: Selbst wenn es nicht regnet, die Steine sind durch den Nebel feucht und rutschig, der steile Aufstieg ist mit Vorsicht zu begehen. Gutes Schuhwerk ist hier Pflicht und die Handläufe an den steilsten Stellen sind Pflicht.
Abstieg über den Milliardenweg
Vom Gipfel führt der Weg hinunter auf den Milliardenweg, ein schmaler, steiniger Pfad, der seinen Namen von den unzähligen Granitbrocken erhalten hat. Vorsicht: bei Feuchtigkeit können die Steine glitschig sein. Es lohnt sich den Weg zu wählen, der durch das Achtermanns Tor (KM 10,7) führt, einer gewaltigen Felsformation, durch die der Milliardenweg führt.
Der Weg leitet hinab durch urige Waldstücke, immer wieder von offenen Lichtungen unterbrochen. Schließlich erreicht man nach einer langen Schleife wieder den Parkplatz Königskrug. Wenn das Gasthaus Königskrug offen haben sollte, esst unbedingt einen königlichen Windbeutel – Königskrug ist bekannt für seinen himmlischen Genuss. An unserem Wandertag war das Gasthaus leider geschlossen.
Fazit
Diese Rundtour vereint auf rund 12 Kilometern einige der schönsten Harzlandschaften: stiller Stausee, offene Hochmoorflächen, dichter Fichtenwald und ein aussichtsreicher Gipfel. Im nebligen Herbstwetter wirkt die Strecke fast mystisch – eine Wanderung, die eher von Stimmung und Atmosphäre lebt als von Fernblicken.

